JOMO ist das neue FOMO – Joy of missing out

Gerade noch war FOMO („Fear Of Missing Out“) in aller Munde: die Angst etwas zu verpassen. Vielen reicht es jetzt, sie wollen mehr JOMO in ihr Leben bringen. Eine kleine Erläuterung und Einblicke in die Gegenbewegung zur Onlinesucht.

In unserer Zeit der Digitalisierung und Beschleunigung haben viele Menschen Angst, eine Neuigkeit, einen Trend oder eine Chance nicht mitzubekommen, weil sie zu lange offline waren. Besonders im Zusammenhang mit sozialen Medien empfinden viele Menschen das FOMO-Gefühl und checken deshalb ständig den Facebookstatus der Freunde und den Maileingang. Dr. Bert te Wildt, Oberarzt an der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie der Ruhr-Universität Bochum und Experte für Internet- und Medienabhängigkeit, geht davon aus, dass die Angst, etwas im Cyberspace zu verpassen, ein Faktor bei einer Abhängigkeitsentwicklung vom Internet sein kann. Er erklärt:

Meine Hypothese ist, dass es durchaus so etwas wie eine Abhängigkeit von sozialen Netzwerken gibt. Das ist die eher weibliche Form der Internetabhängigkeit; im Gegensatz zu der eher männlichen Form: der Computerspiel-Abhängigkeit. Allerdings ähneln diese sehr komplexen Online-Rollenspiele den sozialen Netzwerken und soziale Netzwerke funktionieren umgekehrt auch ein bisschen wie Gesellschaftsspiele.“ (Bert te Wildt)

Joy of missing out

Als eine Gegenreaktion zu FOMO entstand das geradezu rebellisch anmutende JOMO („Joy Of Missing Out“). Die Freude am Verpassen ist der Trend für dieses Jahr – sich entspannen und das genießen, was man momentan macht, ohne sich dabei panisch zu fragen, was man stattdessen tun könnte. Man besinnt sich auf sich selbst und seine analogen Freunde und lässt das Smartphone ruhen. Te Wildt erkennt diesen Trend ebenfalls:

Ich bin mir ziemlich sicher, dass es eine Gegenbewegung zu der überbordenden Vernetzung in sozialen Medien geben wird. Wenn man so will, ist das Gegenteil von Abhängigkeit Freiheit. Ich glaube, viele Menschen möchten sich von diesem Druck, immer überall im Internet dabei zu sein, nichts zu verpassen und sein ganzes Leben online auszubreiten, befreien. Das ist eine Frage des Rhythmus und der Ausgewogenheit zu der wir finden werden, ohne dass soziale Netzwerke notwendigerweise irgendwann ganz verschwinden.“ (Bert te Wildt)

Genau um diese Balance geht es bei JOMO. Vielleicht ist ein Einstieg in die Freude des Verpassens eine gute Idee für die kommenden Osterfeiertage.

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